Grevens Bürgermeister Dr. Gericke (CDU) lenkt ab vom Kern der Debatte, die ihn und den Aufsichtsratsvorsitzenden der Stadtwerke, Roland Post (Pro G) erfasst hat. Denn das Beiratsunwesen in Deutschland ist mit den Worten des Publizisten Franz Alt nichts anderes als „legalisierte Korruption“.  

 

Wenn der Bürgermeister glaubt, mit seinem Gehalt aus der obersten Besoldungskategorie nicht auskommen zu können, ist das sein Problem. Aber niemand hat ihn gezwungen, dieses Amt anzunehmen, und die Besoldung des Öffentlichen Dienstes war ihm bekannt. Wenn er gleichwohl für seinen hohen persönlichen Einsatz ein Zubrot für sich reklamiert, wird man von ihm als dem obersten Repräsentanten der Stadt wohl verlangen können, dass er bei der Auswahl der Nebentätigkeit ein hohes Maß an Sensibilität walten lässt. Und die scheint ihm abhanden gekommen zu sein, wenn er sich ausgerechnet auf die Gehaltsliste der RWE setzen lässt – einem Unternehmen, das sich gerade im Münsterland in letzter Zeit nicht durch besondere Bürgerfreundlichkeit hervorgetan hat.

 

Der Bürgermeister und seine Partei werden sich auch jetzt erklären müssen, inwieweit ihre Haltung bei der Finanzierung der Startbahnverlängerung am FMO durch Gerickes Beiratstätigkeit für die RWE beeinflusst worden sein könnte. Hatte er sich doch gemeinsam mit seiner Partei (anders als etwa der Kreis Steinfurt) dafür ausgesprochen, lieber neue Schulden zu machen als die RWE-Aktien der Stadt Greven zu verkaufen. Bei einem Verkauf  der RWE-Aktien wären nämlich die Voraussetzungen für Gerickes Mitgliedschaft im Beirat der RWE entfallen - und damit auch die Honorare.

 

 

Dr. Joachim Hamers, Greven